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Fünf Tage später hieß es von Seiten des Stationskommandos, daß Bergen sich wegen eines Passierscheines an die Kommandantur in Wilhelmshaven wenden solle. Bergen hatte zuletzt von Fischer am 21. September gehört und wußte noch nicht, wie das RMA entscheiden würde. Er war mittlerweile nervös geworden, weil seine Einberufung zum Heeresdienst bevorstand, der er entgehen wollte. Gedrängt vom Bezirkskommandeur, General J. Spindler, der ihn wohl von der Einberufung zurückstellen wollte, wenn er als Marinemaler zugelassen würde, schrieb Bergen am 20. Oktober einen eindringlichen Brief an das RMA. Ihm war keineswegs wohl dabei, denn er mußte ja bekennen, daß er lieber malen statt dienen wollte. Sozusagen als "Entschädigung" verwies er auf seine beiden Brüder, die als Infanteristen im Heere waren.

Die so dringlich erbetene Antwort wurde von Fischer am 30. Oktober geschrieben. Prinzipiell war Bergens Wunsch entsprochen worden. Formalitäten wie polizeilich gestempelter Ausweis (mit Foto) und Passierschein mußten noch beantragt werden. Außerdem hatte Bergen zwei Vordrucke zu unterschreiben. Zum einen verpflichtete er sich zur Geheimhaltung und zur Vorlage aller Zeichnungen und Bilder vor der Veröffentlichung, zum anderen bescheinigte er, daß er sich im Falle einer Genehmigung auf eigene Gefahr auf ein Kriegsschiff begeben würde, daß kein Vertragsverhältnis mit der Marine bestehe und daß er der Jurisdiktion der Marine unterstehe. Diese Erklärungen sandte Bergen mit der Ankündigung, daß er am 1. Dezember in Wilhelmshaven eintreffen werde, nach Berlin. Den erforderlichen Ausweis wollte er sich auf der Fahrt dorthin im Reichsmarineamt abholen. Somit war Bergens Wunsch schließlich doch in Erfüllung gegangen. Bergen nutzte die ihm gebotene Gelegenheit sehr gut. Nach seiner Erstveröffentlichung in der IZ waren im gesamten Jahrgang 1914 keine Zeichnung von ihm in dieser wohl bedeutendsten bürgerlichen Illustrierten erschienen. Die Marinemaler Stöwer und mit weitem Abstand folgend Bohrdt, Schön, Streller und Teschinsky versorgten das Journal mit Bildinformationen aus der Marine. Auch in der ersten Jahreshälfte 1915 beherrschten die Arbeiten von Stöwer die IZ. Erstmals im Juli veröffentlichte die IZ wieder eine Zeichnung von Bergen unter dem Titel: Englische Heimtücke in der Kriegsführung zur See: "Die Vernichtung des deutschen Unterseebootes U 14 durch einen von ihm angehaltenen englischen Fischdampfer infolge unvermuteten Rammens." Das Boot unter Oblt. z. S. Hammerle war am 5. Juni 1915 durch den Fischdampfer Oceanic versenkt worden. Unter der Abbildung wurde mit dem Hinweis "auf Grund authentischen Materials" für die IZ gezeichnet von Claus Bergen versucht, die Glaubwürdigkeit der Darstellung zu erhöhen, da Bergen ja die Versenkung nicht miterlebt hatte. Drei weitere Arbeiten von ihm wurden noch im Jahre 1915 gedruckt.

Die Abbildungen, die alle von der Zensur des RMA zur Veröffentlichung freigegeben worden waren, erschienen gerade in den Monaten, in denen Bergen den Zugang zu den Marinestationen suchte, der Felix Schwormstädt z. B. bereits gewährt worden war. Allerdings konnte sich der Herausgeber der IZ, Professor Sonne, für Schwormstädt mit dem Hinweis einsetzen, daß er bereits auf östlichen und westlichen Kriegsschauplätzen gearbeitet habe und daß seine bisher entstandenen Zeichnungen zu den besten Kriegsbildern überhaupt zählten. Umgehend antwortete Fischer, daß er "dem Gedanken, Herrn Schwormstädt durch einen Aufenthalt an der Front Gelegenheit zu geben, lebhaftere Eindrücke für seine künstlerische Tätigkeit zu gewinnen, durchaus sympathisch gegenüberstehe" .

In den ersten Monaten des dritten Kriegsjahres erschienen keine Zeichnungen von Bergen in der IZ, während z. B. zahlreiche Arbeiten von Bössenroth, Diemer, Folkerts, Hassenkamp und vor allem Schmidt-Hamburg und Schwormstädt veröffentlicht wurden. Bergen nutzte die Zeit allerdings so gut, daß er sich das Wohlwollen der Offiziere erwarb, mit denen er zu tun hatte. Nicht nur hatte er sich überall umsehen dürfen, sondern bis zum April 1916 hatte er es auch geschafft, auf dem Linienschiff S.M. S. Markgraf eine Fahrt zu machen. Da einerseits seine Zurückstellung vom Heeresdienst abzulaufen drohte und er andererseits gute Arbeitsmöglichkeiten in Wilhelmshaven geboten bekam, bat er am 29. April 1916 von München aus um eine Aufenthaltsverlängerung in Wilhelmshaven bei der Hochseeflotte bis zum 1. Oktober 1916, wobei er als Adresse neben Luisenstraße 20 auch Station: S.M.S. Markgraf angab. Das RMA hatte nichts einzuwenden, denn es war mehr als zufrieden mit Bergens Arbeiten. "Die Bilder von Claus Bergen gelangen erst in der nächsten Zeit zur Vorlage, sollen nach dem Urteil der Presseabteilung des Admiralstabes sehr gut sein. Seine weitere Unterstützung läge daher im Interesse der Marine. Dortiges Einverständnis vorausgesetzt, würde ihm die Erlaubnis zum weiteren Aufenthalt in W'haven zwecks Ausübung seiner Tätigkeit als Marinemaler erteilt werden mit dem Zusatz, daß die Tätigkeit im Interesse der Marine liegt. Ihn als ,Marine-Kriegs-Maler bei der Hochseeflotte, Station Wilhelmshaven', zu bezeichnen, dürfte sich nicht empfehlen." Selbst wenn das RMA jeden Eindruck vermeiden wollte, daß Bergen sich in offiziellem Auftrag in Wilhelmshaven aufhielt, so konnte er davon ausgehen, daß seine Arbeit in Berlin ebenso gewürdigt wurde wie die von Schwormstädt oder von Schmidt-Hamburg. Bergen hielt sich also wieder in Wilhelmshaven auf, als die Aufklärungsstreitkräfte unter Admiral Hipper und die Hochseeflotte unter ihrem Chef Admiral Scheer am 31. Mai 1916 zu einem Vorstoß gegen die südnorwegische Küste in der Hoffnung ausliefen, eine Gruppe der Grand Fleet in die Falle zu locken. Im Laufe des Tages und der Nacht trafen die deutschen Einheiten jedoch überraschenderweise auf das Gros der englischen Flotte unter Admiral Jellicoe, und es kam zu einer Auseinandersetzung, die in Deutschland als "Schlacht vor dem Skagerrak", in England als "Battle of Jutland" in die Geschichte einging.

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