Startseite | Neuigkeiten | Boote | Personal | Uniformen und Ausrüstung | Literatur | Film | Modellbau | Gaestebuch | Newsletter | Bildergalerie | Bilderdienst | Glossar | U-Boot-Interessierte | Kontakt | Impressum | Links

Als national gesinnter, konservativer Deutscher dachte man mehr über die Schmach von Versailles und das erlittene als über das begangene Unrecht nach. Allerdings gab es in der Reichsmarine unter den jüngeren Admiralstabsoffizieren eine durchaus fortschrittliche Tendenz, die darauf hinzielte, die Fehler der Vergangenheit eben nicht mehr zu wiederholen.

Eines der ersten Exemplare schenkte Bergen dem Chef der Marineleitung, Admiral Raeder, dessen Chef des Stabes, von Waldegg, ein ehemaliger Kommandant der Hessen war. Dieser wiederum versorgte Bergen mit Aufträgen für ein Erinnerungsblatt: zum 80. Geburtstag von Tirpitz und für ein Gemälde im Repräsentationsraum des Chefs der Marineleitung, wobei detaillierte Wünsche (Schlachtkreuzer im Verband in der Skagerrakschlacht) angegeben wurden. Weitere Einladungen zu Ausbildungsfahrten mit der Hessen (1930) oder mit dem neuen Kreuzer Leipzig folgten in den nächsten Jahren. Die engen Bande zu der Führung der Marine waren von der Kaiserlichen Zeit bis zur Machtübernahme der Nazis ungebrochen.

IV.

Den 30. Januar 1933 erlebte Bergen, wie auch z. B. der später verfemte Nolde, als Parteimitglied der NSDAP. Laut Mitgliedskarte, deren Nummer über einer Million lag, war er am 1. Oktober 1932 der Partei wieder beigetreten. Er hatte in der NSDAP offensichtlich erneut eine politische und ideologische Erneuerungsbewegung gesehen, die er stärken wollte. Als Angehöriger der konservativen Oberschicht, der in den Revolutionstagen um seine Lehrtätigkeit gebracht worden war, hatte er sich vorzeitig von der Weimarer Republik abgewandt, wenn er sich überhaupt jemals mit ihr abgefunden hatte. Seine Haltung als opportunistisch zu bezeichnen, wie man das bei vielen anderen Deutschen nach 1933 vielleicht tun kann, ist sicher verfehlt. Wer 1932 erneut der NSDAP beitrat, war nicht nur Mitläufer, der identifizierte sich auch mit ihr und ihrem Programm. Bergen versuchte sich gleich mit den neuen Machthabern und den die NS-Kunstideologie vertretenden Männern zu arrangieren. Eugen Honig, Präsident der Reichskammer für Bildende Künste, versicherte ihm:

"Sie können also überzeugt sein, daß ich Sie in Ihrer Bedeutung als schaffender Künstler in der Zukunft wohl würdigen werde." Dabei hatte Bergen von der NS-Kunstpolitik gar nichts zu fürchten. Die anfänglich entfachte Aggression gegen die Modernen betraf ihn nicht. Ein Maler, der als Vertreter der offiziellen Kunst des Kaiserreiches bekannt war, der seine "patriotische Mission" (Kaiser Wilhelm) nie vergessen und der Siege sowie große heroische und historische Momente festgehalten hatte, war der Kunstführung des Dritten Reiches gerade willkommen, als es darum ging, die Moderne durch eine neue Kunst zu ersetzen. Das angeblich Neue hatte im Schatten der dominierenden modernen Kunst seit alters existiert. Die alten Künstler-Verbände, aus denen zahlreiche Sezessionen, in denen sich die Moderne gebildet hatte, ausgeschieden waren, hatten als konservative Gruppierungen weiterbestanden. Sie standen politisch der Rechten näher, da die Moderne mehr zur Linken neigte. Obwohl Bergen zu den Malern gehörte, deren Arbeiten inhaltlich und maltechnisch von den neuen Machthabern sowieso geschätzt wurden, machte Bergen einen Kotau vor den Nazis, den er eigentlich nicht nötig gehabt hätte, der aber wohl einer optimistischen Haltung zu Beginn der NS-Herrschaft entsprang. Für ein geplantes, aber letztlich nicht realisiertes Buchprojekt griff er auf einen Topos in der Malerei zurück und zeigte eine übergroße Bugflagge auf einem Kriegsschiff der Reichsmarine, das aus der Dunkelheit dem aufreißenden Himmel entgegenfährt, der nicht von Sonne oder Mond, sondern von einem Hakenkreuz überstrahlt wird. Die Symbolik war klar. Lenkte Schnars-Alquist in seinem Altarbild die menschliche Hoffnung auf das Kreuz Christi, so richtete Bergen die Hoffnung auf das Hakenkreuz. Interessanterweise zeigte der Schulkreuzer Karlsruhe bereits im Oktober 1933 bei einer Auslandsreise ein Hakenkreuz-Heckwappen, obwohl das Hakenkreuz in der Wehrmacht erst im Februar 1934 offiziell eingeführt wurde. Selbst wenn dieses Bild von Bergen "einzigartig" zu sein scheint, so liegt seine politische Bedeutung auch in der Flagge und ihrer Plazierung begründet. Die Flagge als Bedeutungsträger für Vaterland und Staat gehörte zu den Motiven, die sofort - ohne erklärt werden zu müssen - Assoziationen mit einem von Stolz geprägten Nationalbewußtsein weckten. Von jeher hatten Flaggen staatstragende Funktionen. Soldaten leisteten und leisten Fahneneide; gefallene Soldaten wurden und werden in die Flagge eingehüllt begraben oder dem Meer übergeben. Solange die Fahne vor Augen war, befolgten die Soldaten den Kampfauftrag. In Diktaturen wird die Bedeutung der Flaggen extrem gesteigert, man denke nur an die "zweite Nationalhymne" des Dritten Reiches, an das Horst-Wessel-Lied. Auch heute haben Flaggen/Fahnen eine politische Funktion. Die Flagge in ihrer Symbol- trächtigkeit verwandte Bergen sowohl für die Kaiserliche als auch die Reichs- und Kriegs­marine. Auch bei diesem Thema also bewahrte Bergen eine Kontinuität. "Unsere Zeit vergißt meistens, daß eines der Hauptargumente Hitlers, nämlich die Identifizierung der extremen Formzertrümmerung mit der Krise der Gesellschaft, damals in zahlreichen nichtnationalsozialistischen Kreisen erstaunlich populär war. Die historischen Stile . . . vor allem der Klassizismus, gewannen als Ordnungsfaktoren überall an Boden, denn die Tendenz, in der Kunst Altes und Bewährtes wiederherzustellen, ist kein Ergebnis

Skagerrak: Deutsche Schlachtkreuzer greifen an; Tempera, 95 X 54 (Lenggries)

der Kulturpolitik Hitlers, sondern Produkt ein und derselben geschichtlichen Krise, die auch den Nationalsozialismus zum Sieg geführt hatte.". Bergen konnte mit Honigs Versicherung 1935 sowohl in Dresden als auch in der NS-Ausstellung "Seefahrt und Kunst" Gemälde aus dem Ersten Weltkrieg ausstellen.

1936 wurde in Anwesenheit von Adolf Hitler des Marine-Ehrenmal in Laboe mit einem Staatsakt seiner Bestimmung übergeben. Gleichzeitig wurden aus Anlaß der Skagerrak-20-Jahr-Feier in der Kieler Kunsthalle Skagerrakgemälde von Bergen gezeigt. Nach den Worten von Admiral Albrecht hatte die Ausstellung zwei Aufgaben: "Sie soll den Kämpfern der Skagerrakschlacht das große Erlebnis des Kampfes noch einmal heraufbeschwören und der jüngeren Generation lebendiges Verständnis für die Taten derer übermitteln, die vor ihnen waren. Die Ausstellung hat also einen hohen traditionellen und erzieherischen Wert." 62 Im Anschluß an die Eröffnung war Bergen der Gast von Albrecht und konnte einer weiteren Flottenfahrt beiwohnen.

zurück - weiter

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14