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Bergen brauchte sich nun um seine Einberufung keine Sorgen mehr zu machen. Seine Aufenthaltserlaubnis wurde ohne Probleme bis zum 31. Dezember 1918 verlängert. Somit hatte er die Kriegsjahre als Marinemaler in Wilhelmshaven und München erlebt, ohne daß er Soldat hätte werden müssen. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Matrosen­ unruhen 1917 und der Revolution 1918 lag nicht im Bereich dessen, was Bergen von der Marine vermitteln wollte. Diese Seite der Marinegeschichte wurde übergangen, während die ruhmlose Selbstversenkung der deutschen Flotte in Scapa Flow, die in der Folge zu einem Heldenstück umgewertet wurde, außer in einigen verklärenden Darstellungen keinen Raum in Bergens Schaffen einnahm. Auch die "stolze Fahrt" in die Internierung beschäftigte ihn kaum, obwohl die Flotte, deren bildliche Darstellung er sein ganzes Können in jenen Jahren gewidmet hatte, noch schwamm.

Im Sommer und Herbst 1918 konnte Bergen seinen zweiten großen Ausstellungserfolg verzeichnen, der vom bayerischen König sogar mit dem Professorentitel belohnt wurde. Im Münchener Glaspalast wurden 45 Arbeiten von ihm ausgestellt, die alle den Ersten Weltkrieg betrafen. Soviel hat er nicht annähernd wieder zeigen dürfen. In den ersten Jahren der Weimarer Republik übten die Kriegsbilder keine große Zugkraft aus, so daß Bergen in den folgenden Jahren zunehmend "zivile" Motive im Glaspalast ausstellte.

Nachdem der erste Schock über das Kriegsende, das Ende der Kaiserlichen Flotte und über den Friedensvertrag von Versailles überwunden war, setzte in der Weimarer Republik ein Versuch der Rehabilitierung der Marine ein. Der neuen Republik standen viele Marineoffiziere ablehnend gegenüber, man war, wie Martin Niemöller schrieb, Monarchist und brachte es nicht über sich, seine Kaisertreue durch einen Eid auf die Revolutionsregierung Ebert-Scheidemann zu entweihen. So lehnte Niemöller ein Angebot, in die "demokratische" Reichswehr einzutreten, ab. Mit der Niederlage von 1918 konnte man sich nicht abfinden, sondern suchte die Revision des Vertrages von Versailles, und sei es auch nur in Machwerken der Art wie dem 1922 erschienenen zweibändigen Werk von Vizeadmiral E. von Mantey mit dem bezeichnenden Titel: "Auf See unbesiegt". ,"Tief ist gegenwärtig unser Volk gesunken", schrieb er zum Geleit. " ,Unbesiegt auf See' hat es den Irrlehren falscher Schwächlinge geglaubt und seine guten Waffen freiwillig aus der Hand gelegt. . . . Nicht Feindschaft untereinander, nicht Besserwissen, sondern Ordnung und Unterordnung, nicht Reden, sondern Taten sind nötig."

Die Zeit der Weimarer Republik war für die kaisertreuen Marinemaler eine schwere Zeit. Ihre Arbeiten waren nicht mehr gefragt. "Der einstige Stolz des deutschen Volkes war dahin, die herrlichsten Werke deutscher Schiffbaukunst waren mit wehender, ruhmbedeckter Flagge und unbesiegt in das selbstgewählte Grab gesunken." Politische Marinemalerei ließ sich nicht verkaufen. Stöwer sah mit Grauen, "was sich heute als Kunst zu präsentieren wagt, so daß ich schleunigst den Rückzug antrat mit dem üblen Eindruck, in einer Schreckenskammer gewesen zu sein." Zwar trat mit dem langsamen Wiederaufbau "eine kleine Besserung in meiner Berufstätigkeit ein", aber er mußte sich umstellen und ist "in das Gebiet der sogenannten allgemeinen Seedarstellung hineingewandert". Das galt nicht für Claus Bergen, der neben "zivilen" Arbeiten zahlreiche Aufträge für Gemälde der Kaiserlichen Marine erhielt, wenngleich das nicht so sehr in aller Öffentlichkeit geschah. Immerhin erschienen 1925 die Erinnerungen des ehemaligen Befehlshabers der U-Boote, Andreas Michelsen, mit 21 Bergen-Abbildungen, während Stöwer im folgenden Jahr an einem von Scheer herausgegebenen Prachtwerk, das "als Ehrenmal für unsere ruhmreiche Flotte gedacht war", mitarbeiten konnte. Im Sommer 1926 folgte Bergen einer Einladung der Reichsmarine zu einer Ausbildungsreise ins Mittelmeer auf dem alten Linienschiff Hessen, als deren Ergebnis 1928 ein Bändchen mit Abbildungen von Bergen erschien. Im Text von Westphal wurde deutlich ausgesprochen, was man in Marinekreisen dachte. "Es galt ferner, das durch die Neuordnung der Dinge gesunkene Interesse an einer Marine im Vaterlande zu heben, und es galt im Auslande zu zeigen, daß wieder Männer der alten deutschen Ordnung und Tatkraft am Werke waren." Man war weiterhin nach rückwärts orientiert, suchte die Zukunft in der Vergangenheit, in der Verdrängung der Gegenwart. Diese Haltung, die auch Bergen teilte, war unter den alten Führungseliten und den alten Admiralstabsoffizieren weit verbreitet.

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