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Oskar Kusch

Ein dunkles Kapitel in der U-Boot-Geschichte

Zum Thema Oskar Kusch findet man selbst im Internet nicht sehr viel Genaues.
Anhand des Buches "Die Tragödie des Oberleutnants Oskar Kusch" von Heinrich Walle soll diese dunkle Stelle ein wenig genauer beleuchtet werden.
Für jeden, der sich für das Thema interessiert, sei das erwähnte Werk sehr zu empfehlen, es befasst sich engagiert und differenziert mit dem Thema, es ist gut und packend geschrieben.

In diesem Buch wird mit wissenschaftlicher Akribie das Schicksal eines Menschen untersucht, der als Patriot und Ubootkommandant seine Pflicht getan hat, dessen Erziehung und kritischer Verstand ihn aber auf Distanz zum Nationalsozialismus hielt und ihn schließlich zum Regimegegner werden ließ, der aus seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus auch im Kameradenkreis, in der vielbeschworenen Bordgemeinschaft, kein Hehl daraus machte und der - von eben diesen Kameraden denunziert -
in einem Kriegsgerichtsverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Kameraden und Vorgesetzte bewahrten ihn vor dem Erschießungskommando nicht. Gnade wurde ihm nicht gewährt.
Oskar Kusch musste ausschließlich wegen seiner gegen Hitler und das NS-Regime gerichteten Äußerungen sterben. Als Kommandant von U154 hat er zwei Feindfahrten durchgeführt und dabei Erfolge gehabt.

Erich Topp, Kommandant von U552: "In der Zeit schwerster U-Bootverluste hat er auf zwei Feindfahrten drei Schiffe versenkt und drei weitere Dampfer aus einem stark gesicherten Geleitzug torpediert. Obwohl er das Regime verurteilte, hat er als Soldat seine Pflicht getan."

Jugendzeit

Oskar Kusch wurde am 06.04.1918 in Berlin geboren. Er genoß eine gute Schulbildung, mit zehn Jahren kam er zur bündischen Jugend und gehörte dort zur Deutschen Freischar, später kam er zum Deutschen Pfadfinderbund. Die humanistische und philosophische Ausrichtung der bündischen Jugend prägten Kuschs Geist und Charakter positiv. Nach der Machtübernahme versuchten Kusch und sein Gruppenführer Rudi Pallas, ihre Jugendgruppe als "Spielschar" in der HJ zu integrieren, später, als die Repressalien begannen und die HJ von bündischen Umtrieben gesäubert wurde, führten sie ihre Gruppe ausserhalb der HJ weiter. Kusch war in der HJ Scharführer und gehörte zur Ehrengefolgschaft des HJ-Banners Berlin Charlottenburg. Im Jahre 1935 verließ Kusch die HJ. So kam es, dass Kusch nach Aufenthalten auf verschiedenen Lehrschiffen und Teilnahme an Lehrgängen als Fähnrich vom 3. April 1939 bis zum 31. März 1940 auf dem Kreuzer (Schiff) "Emden" stationiert war.
Die Ausbildung zum Wachoffizier in der U-Bootwaffe dauerte vom 1. April 1940 bis zum 27. September 1940, am 25. Juni 1941 wurde er erstmals an Bord von "U 103" als zweiter Wachoffizier (II. W.O.) eingesetzt.Oskar Kusch wurde für seine Leistungen am 1. September 1941 zum Oberleutnant zur See (Olt.z.S.) befördert und erhielt am 10. November 1941 das Eiserne Kreuz II. Klasse, nach Ende der Feindfahrt auf "U 103" am 5. Juni 1942 das Eiserne Kreuz I. Klasse.
ßer wieder zu "U 103", diesmal als I. WO. Nach dem Einlaufen in Lorient erhielt Kusch am 8. Februar 1943 das Kommando über "U 154".

Die Mannschaft von "U 154"

Die Besatzungsstärke der "U 154" betrug 48 Mann, davon vier Offiziere (Kommandant, I. und II. WO und Leitender Ingenieur (L.I.)) und 44 Unteroffiziere und Mannschaften. Oberleutnant zur See Ulrich Abel, der I. W.O., wurde am 3. März 1912 geboren und fuhr nach seinem Abitur von 1929 bis 1932 zur See. 1938 promovierte er zum Dr. jur. II. W.O. war Oberleutnant zur See Heinrich Meyer, Leitender Ingenieur war Kurt Druschel, er war vor seinem Eintritt in die Kriegsmarine ein "hoher Hitlerjugendführer".

Erste Feindfahrt

Am 20. März verließ "U 154" mit ihrem neuen Kommandant Kusch Lorient, um zur insgesamt fünften Feindfahrt aufzubrechen. Kurz vor der Ausreise gab Kusch seinem Heizer mit den Worten "Nehmt das mal weg da, wir betreiben hier keinen Götzendienst" den Befehl, das im Offizierraum befindliche Führer-Bild zu entfernen. Früh zeigte sich, dass zwischen Kusch und seinen Offizieren politische Gegensätze bestanden, denn Kusch als Gegner der nationalsozialistischen Regierung und Abel und Druschel als überzeugte Nazis führten einige Streitgespräche, oft im Beisein der Mannschaft. Dr. med. Nothdurft, Schiffsarzt auf Kuschs zweiter Feindfahrt, beschrieb Abel und Druschel später als "typische Offiziere, die an den Sieg glaubten und sich stets stolz als "Gefolgsleute des Führers bezeichneten." Nach Zeugenaussagen sollen diese Gespräche trotz unüberwindbaren ideologischen Gegensätzen jedoch stets in einem kameradschaftlichen Ton stattgefunden haben.

Kusch machte keinen Hehl aus seiner antinationalsozialistischen Einstellung, im Gegenteil, seine Haltung war der gesamten Besatzung bekannt. Aufgrund der begrenzten räumlichen Verhältnisse auf dem U-Boot wird sich Kuschs Einstellung schnell herumgesprochen haben. Fähnrich Kirchammer sagte vor dem Kriegsgericht später aus: "Der Angeklagte sagte uns Fähnrichen mal, wir sollten uns eine eigene Meinung bilden und uns propagandistisch nicht beeinflussen lassen." Kusch verbreitete einen Witz unter der Besatzung: "Was haben das deutsche Volk und ein Bandwurm gemeinsam? Sie sind beide von brauner Masse umgeben und ständig in Gefahr, umgebracht zu werden."

Zum Bruch zwischen den Offizieren kam es am 3. Juli 1943, als "U 126" in unmittelbarer Nähe der "U 154" bei einem Fliegerangriff versenkt wurde. "U 154" und "U 126" befanden sich auf dem gemeinsamen Rückmarsch nach Lorient, als um 02:44 Uhr ein feindliches Flugzeug auftauchte und Bomben auf die Boote abwarf. "U 126" und "U 154" tauchten sofort ab, um d em Angriff zu entgehen. Da nach dem Tauchen keine Kommunikation mit "U 126" möglich war, ging Kusch davon aus, dass "U 126" wie verabredet getaucht weitermarschiert sei und sich deshalb außer Reichweite befände. Jedoch hörte man in der Zentrale von "U 154" kurz darauf knackende Geräusche, was auf die Implosion von "U 126" aufgrund des Wasserdrucks schließen lies. Kusch entschloss sich zum Weitermarsch unter Wasser und tauchte um 7:07 Uhr vier Seemeilen vom Ort des Angriffs entfernt auf, um nach Überlebenden zu suchen, brach aber um 8:33 Uhr aufgrund der Gefahr eines erneuten Angriffs ab.

Obwohl Kuschs Verhalten während des Angriffs und danach vom Befehlshaber der Unterseeboote als anstandslos bewertet wurde, machte Abel laut Zeuge Kirchammer kurz nach dem Abtauchen seinem Kommandanten schwere Vorwürfe, dass dieser nicht intensive Rettungsversuche unternommen hat, denn auf "U 126" fuhr ein guter Freund von Abel. Kusch lehnte aber das Auftauchen ab, um das eigene Boot nicht in Gefahr zu bringen. "Von dem Augenblick an sei Dr. Abel geradezu von Hass entflammt gewesen und das bisherige Einvernehmen, das er zwischen den Offizieren trotz ihrer völlig diametralen politischen Einstellung immerhin auf der fachlichen und kameradschaftlichen Ebene habe beobachten können, sei von jetzt an völlig zerstört gewesen." Hinzu kam, dass Abel nach der Fahrt von Kusch als nicht geeignet als Kommandant bewertet wurde. Der Funkmaat Janker hielt dies für "die eigentliche Ursache, die in Abel den Wunsch zur Rache und Revanche aufkommen ließ."

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